Porzellanplakette 1000 Jahre Meißen von 1929.

Die Festlichkeiten und offiziellen Veranstaltungen zur Tausendjahrfeier der Stadt Meißen konzentrierten sich 1929 vorwiegend auf die Zeit vom 1. Juni bis zum 9. Juni. Doch bereits schon viele Jahre zuvor wurden die verschiedensten Aktivitäten in Hinsicht auf die Feier geplant und durchgeführt.

Aktivitäten im Vorfeld der Feier

  • Gründung vom Heimatverein Meißen als Mitorganisator der Feierlichkeiten im Jahre 1926.
  • Ein Werbefilm in drei Teilen von Hofrat Prof. Seyffert über das tausendjährige Meißen wird im Stadttheater gezeigt.[1]
  • Ein Plakatwettbewerb der nur Meißner Künstler ansprach, wurde durch den Stadtrat ausgeschrieben. Es gingen insgesamt 49 Entwürfe ein. William Baring erhielt den 1. Platz.
  • Das 735 Seiten umfassende stadtgeschichtliche Werk „Tausend Jahre Meissen“ von Dr. Helmuth Gröger, wird zum Preis von 25,00 RM, ausgegeben. Später kostet das Buch nur noch 15,00 RM.[2]
  • Die Eisenbahnbrücke wurde erneuert. Eröffnung des zweigleisigen Betriebes am 28. März 1928.
  • Siegelmarken mit dem alten Stadtsiegel der Stadt wurden ab 1928 hergestellt. Verschiedene Werbe-Drucksachen der Stadt trugen diese Marken mit dem Hinweis „1000 Jahre Meißen“.
  • Die „Dresdner Neuesten Nachrichten“ stellen am 21. April 1929 die offiziellen ovalen Jubiläumsplaketten aus Feinsteinzeug und Biskuitporzellan in Wort und Bild vor (siehe Foto).
  • Umgestaltung der Nikolaikirche zur Kriegergedächtniskirche mit Gedenktafeln und Figuren aus Meißner Porzellan, geschaffen von Emil Paul Börner (Einweihung am 26. Mai 1929).
  • Eröffnung der neuen Stadtbibliothek am Kleinmarkt.
  • Glocken des Domgeläutes: Die Lukas- und Johannesglocke werden von Emil Paul Börner gestaltet und ergänzen ab 1929 das Domgeläut.
  • Entwicklung und Gestaltung vom ersten Porzellanglockenspiel der Welt. Lange Zeit war dieses Projekt öffentlich in Frage gestellt. Nachdem auch die Stadt Kopenhagen sein Interesse am ersten Porzellanglockenspiel angemeldet hatte, entschied man sich dann doch für die Frauenkirche in Meißen.
  • Wiedererrichtung vom Engelsbrunnen am Hundewinkel.
  • Es werden verschiedene historische Stadttore, zum Beispiel das Lommatzscher Tor temporär aufgebaut und teilweise auch wieder während der Festtage in historischen Uniformen „bewacht“.

Eröffnung der Feierlichkeiten

Am Samstag dem 1. Juni 1929 wurde im Rahmen eines Festgottesdienstes und anschließender Übergabe des an der Frauenkirche angebrachten ersten Porzellanglockenspiels der Welt, das reichhaltige Programm der Jahrtausend-Feierlichkeiten eröffnet. Fast jedes Meißner Haus war mit weißgrünen Girlanden geschmückt. Die vielen Ladenbesitzer hatten im Vorfeld mit viel Liebe und Geschick ihre Schaufenster dekoriert. Punkt 12 Uhr erklang die Melodie Beethovens „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“, vom Turm der Frauenkirche. Im Bankettsaal der Albrechtsburg folgte um 16 Uhr ein angesetzter Festakt. An der Elbstraße in Richtung Scharfenberg war ein großer Rummelplatz mit unzähligen Buden und Karussells entstanden. Die Presse sprach von einer großen „Budenstadt“. Am Abend wurde im Hamburger Hof ein besonderes Festspiel von Dr. Wulffen aufgeführt. Inhaltlich waren es verschiedene geschichtliche Epochen der Stadt, die ernsthaft aber auch satirisch in zwei Aufzügen mit zehn Bildern wiedergegeben wurden. Von der Gründung der Burg Misni über Heinrich IV. und Bischof Benno, den Zeiten der Reformation bis zur Erfindung des Porzellans war alles vertreten. Die Albrechtsburg, die Domtürme sowie die Frauen- und Martinskirche waren am Abend festlich beleuchtet.

Höhepunkte der Feierlichkeiten

2. Juni 1929

  • Am Vormittag festlicher Gottesdienst im Dom mit Landesbischof D. Ihmels.
  • Um 13 Uhr begann der Festzug in 80 eindrucksvoll zusammengestellten Bildern vom Bahnhof im Stadtteil Cölln über die Altstadt bis ins Triebischtal. Geschäftsreklame war im Festzug grundsätzlich verboten. Der Zug führte auch über den Marktplatz. Vor dem Rathaus stand eine Tribüne für die Ehrengäste. Es wurden damals bis zu 100 000 Besucher geschätzt.
  • Kunstausstellungen auf der Albrechtsburg]] und in der Roten Schule. (Dresdner Neueste Nachrichten 1. Juni 1929, S. 5) In der Roten Schule waren 1000 Gemälde, Grafiken, Münzen, Siegel und weitere Kleinkunstwerke über Meißen zu sehen. Organisiert wurde die Kunstausstellung u.a. von Ernst Otto Horn.[3]

Vom 3. bis 8. Juni 1929

  • Ab dem Vormittag gab es viele kleinere Veranstaltungen auf den Straßen der Altstadt und auf der Festwiese an der Elbe.
  • An den zahlreichen Ständen und Buden in der Altstadt herrschte auch an den Wochentagen ein reger Betrieb.
  • Am Abend gegen 23 Uhr erstrahlten Dom und Albrechtsburg im Licht. In fast allen Fenstern der Stadt erstrahlten Kerzen.

7. Juni 1929

  • Fast 500 Meißner Schulkinder sangen als „Massenchor“ ab 18 Uhr auf dem Domplatz insgesamt 12 alte und neue Volkslieder. Es kamen dazu ca. 2000 Gäste auf den Domplatz.

8. Juni 1929

  • „Te Deum“ im Dom zu Meißen, bei dem viele Meißner Chöre mitwirkten. Es wurde ein „Gloria in excelsis Deo“ uraufgeführt, welches auch gleichzeitig im Rundfunk übertragen wurde.
  • Auf dem Domplatz versammelten sich am Abend die Meißner Sängerbünde zu einem gemeinsamen Festkonzert.

9. Juni 1929

  • Wiederholung des Festumzuges ab 13:30 Uhr ungekürzt durch Cölln und Meißen. Erneut waren dazu über zehntausend Gäste mit Sonderzügen, Kraftomnibussen oder Elbdampfern angereist.
  • Albrechtsburg und Dom sowie einige Häuser der Altstadt waren am Abend festlich beleuchtet.
  • Im Stadttheater wurde am Abend durch Fürsten- und Landesschule St. Afra das Drama von Euripides „Die Phoenissen“, durch die Schüler in griechischer Sprache uraufgeführt.
  • Elbwiesenfest an der Elbe unterhalb der Albrechtsburg. Gezeigt werden vor allem sportliche sowie turnerische Vorführungen.
  • Schlussakt im Hamburger Hof. Erneut wird das Festspiel von Dr. Wulffen aufgeführt. Wegen dem großen Zuspruch werden die Aufführungen noch bis zum 16. Juni 1929 verlängert.
  • Am gesamten Abend erstrahlen die Domtürme und die Albrechtsburg zunächst im weißen dann erneut im roten Licht. Später folgt noch ein grandioses Feuerwerk. Ein silberner Wasserfall stürzt von den Mauern der Albrechtsburg herab.

Gedenkmünzausgaben im Deutschen Reich

Zur Tausendjahrfeier wurden 1929 vom Deutschen Reich 3- und 5-Reichsmarkstücke in der sächsischen Prägestätte Muldenhütten aus 500er Silber geprägt. Dazu gab es noch eine Vielzahl an Medaillen.

Hintergrundstreit um die Ehrenbürgerschaft Hindenburgs

Die Linksmehrheit der damaligen Stadtverordneten in Meißen, hatte es 1928 abgelehnt, anlässlich der Tausendjahrfeier, Hindenburg zum Ehrenbürger der Stadt zu ernennen. Das sorgte in Meißen für enorme Spannungen im Vorfeld der Jahrtausendfeier. Die Sächsische Staatszeitung verurteilte die Entscheidung in ihrer Ausgabe vom 6. Dezember 1928 scharf. Die Satirezeitschrift „Kladderadatsch“ nahm dagegen in ihrer Juni Ausgabe von 1929, die Angelegenheit mit viel Humor. Direkte Auswirkungen hatte der damalige Fauxpas auf die Feierlichkeiten jedoch nicht.

Nicht umgesetzte Pläne und Aktivitäten

  • Der Bau einer „Stadthalle“ wurde geplant, jedoch dann wieder fallen gelassen.
  • Gänsejungen-Brunnen: Der Meißner Gänsejunge, umgeben von vier wasserspeienden Gänsen auf dem Brunnenrand. Die Brunnenfigur „Gänsejunge“ in der Mitte sollte aus Bronzeguss sein. Geplanter Standort: Kleinmarkt vor der Stadtbibliothek. Entwurf: Emil Paul Börner.[4]
  • Kaendlerdenkmal (Kaendler-Brunnen): Ein Pelikan, von einem vergoldeten Gitter auf vier Stützen überdacht. Geplante Standorte waren vor der Markt-Apotheke, Theaterplatz oder Talstraße neben der Schauhalle der Porzellanmanufaktur. Entwurf: Emil Paul Börner.[5]

Literatur

  • Verschiedene Artikel der Ausgaben von 1926 bis 1929, in der Sächsischen Staatszeitung, Elbzeitung, Dresdner Nachrichten, Dresdner Neueste Nachrichten, Dresdner Volkszeitung und dem Meißner Tageblatt.
  • Gerhard Steinecke: Unser Meißen 1929-2004, Meißner Tageblatt Verlag, 2004, ISBN 3-929706-09-5.

Einzelnachweise

  1. Meißner Tageblatt vom 13. Oktober 1928.
  2. Gerhard Steinecke: Unser Meißen 1929-2004, Meißner Tageblatt Verlag, 2004, S. 4-5.
  3. Dresdner Neueste Nachrichten, 1. Juni 1929, S. 5.
  4. Dresdner Nachrichten, 16. November 1928, S. 8.
  5. Dresdner Neueste Nachrichten, 26. Mai 1929, S. 5.