Tafellied der Communalgarde 1831

Tafellied der Communalgarde Meißens am Tage ihres feierlichen Handschlags den 12. Juny 1831 gewidmet von einem Invaliden der zweiten Compagnie.

Mel. Freude schöner Götterfunken etc.

Freude! nach der ernsten Stunde Macht zum Mahle Euch bereit;

Singt ein frohes Lied dem Bunde, Dem Ihr heute Euch geweiht.

Laßt ein feurig Hoch erschallen, Dreimal Heil dem Vaterland!

Euch umschlinge nun vor Allen Des Gemeinsinns zartes Band.

Reicht einander fest die Hände,

Haltet treu, was Ihr verspracht,

Jeder hoffe unverzagt,

Daß sich’s nun zum Besten wende.


Ehret so das Tages Feier! Ehret so des Führers Wort!

Wendet Eure Blicke freier nach der Zukunft dunkelm Port.

Bald wird sich das Ziel erhellen, Das noch dunkel uns erscheint;

Wenn die wackern Kampfgesellen Stets ein treuer Sinn vereint.

Festen Muth zu jeder Stunde!

Eintracht sey das Losungswort.

Waltet Eintracht immerfort,

Sprießet Segen aus dem Bunde.


Drum, Ihr wackern Kampfgenossen, Haltet treu an dem Verein!

Folgt dem Rufe unverdrossen, Ob auch Neid und Mißgunst schrein.

Mit dem weißen Friedenszeichen Tretet auf und wanket nicht.

Nimmer vom Gesetz zu weichen Ist des Bürgers erste Pflicht.

Das Gesetz, Ihr sollt es schützen;

Darum rief man Euch herbei.

Jeder möge froh und frei

Hier mit Wort und Thaten nützen.


Heute sprecht beim Saft der Reben Eure Herzensmeinung aus.

Frohsinn möge Euch beleben! Bringt ein Hoch dem Fürstenhaus!

Und Johann, der Erst’ im Bunde, Dessen Wort uns jüngst erfreut,

Diesem sey in dieser Stunde Auch das erste Glas geweiht.

Laßt ein Vivat laut ertönen!

Gebt der schönsten Hoffnung Raum;

Hoffnung ist ein leerer Traum –

Sie wird unsere Wünsche krönen!


Auch dem Commandanten Sey ein Lebehoch! gebracht;

Haben sich des Aufruhrs Banden, Haltet treu um ihn die Wacht.

Jeder wackre Hauptmann lebe! Jeder Führer Eurer Wahl!

Ja, der Eintracht Geist umschwebe Alle Glieder bei dem Mahl!

Jubelt Communalgardisten!

Jubelt laut! In Einem Ton

Sprecht der schnöden Geldsucht Hohn.

Laßt sie nimmer bei Euch nisten.


Reicht noch einmal Euch die Hände,

Jung und Alt und Groß und Klein, Reich und Arm!

denn alle Stände Führt zusammen der Verein.

Ob des Glücks, des Ranges Stufe, Aueßerlich verschieden sey;

Freunde! bei dem Waffenrufe Fühlt sich jeder groß und frei.

Nach Gemeinsinn mögt Ihr streben

Eifrig, denn Ihr alle wißt,

Daß des Bundes Hauptzweck ist:

Den Gemeinsinn zu beleben.

Quellen

Königl. Sächß. allergnädigst Privileg. Meißnischer gemeinnütziger u. unterhaltender Kalender für Stadt und Land Meißen, 1832, Stadtarchiv Meißen, 23004 Vorlass Girbig

SLUB digital: http://digital.slub-dresden.de/id394462262-18320000/54 f.