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Die Nagelsäule von Meißen.
Die Nagelsäule auf dem Schulplatz 1916.
Die Nagelsäule auf einer Grafik von 1915.

Eine Nagelsäule, vermutlich aus Eichenholz, stand im Ersten Weltkrieg (1914-1918) ab November 1915 für „Kriegsnagelungen“ auf dem Schulplatz hinter der Roten Schule.

Hintergrund

Fast überall in Deutschland und Österreich wurden nach Beginn des Ersten Weltkriegs von Städten, Gemeinden und karitativen Organisationen, aus Holz gefertigte Figuren (Ritter, Soldaten, Generalfeldmarschall von Hindenburg und andere) aufgestellt. Die Figuren wurden dabei nicht selten von namhaften Künstlern entworfen und geschaffen. Zudem gab es noch regionale und nationale Symbole wie beispielsweise Stadtwappen, Eiserne Kreuze oder auch Postamente, die durch das Einschlagen von Nägeln gestaltet wurden. Oftmals hatte die Figur oder Tafel ein städtischer Verein, oder auch eine Person der Ortschaft gestiftet.

Gegen Entrichtung einer Mindestspende durften die Bürger nach der Einweihung einen oder mehrere Nägel in das dafür vorgesehene Objekt schlagen. Die Nägel wurden dafür meistens in Eisen, zum Beispiel Eisen (versilbert) und in Eisen (vergoldet) zu unterschiedlichen Preisen angeboten. Die Nägel waren je nach Motiv auch in anderen Farben erhältlich. Der Materialgegenwert war jedoch stets wesentlich geringer als die dafür zu leistende Spende. Die Spender erhielten je nach Ort und Höhe der Spende besondere Anstecknadeln, Urkunden oder sonstige Spendenbescheinigungen, die meistens noch zusätzlich mit einer laufenden Nummer versehen waren.[1]

Die Meißner Nagelsäule

Die Holzsäule war als quaderförmiges Postament gestaltet. Bekrönt wurde der Sockel mit der Figur aus dem Oberwappen der Stadt Meißen. Ein Stechhelm mit silber-roter Helmdecke und den Rumpf eines bärtigen Mannes mit spitziger, pfauenfedernbesteckter Mütze. Vermutlich war die Figur nur temporär auf der Säule platziert. Auf einer Ansichtskarte von 1916 fehlt die Wappen-Figur bereits.

Die vier Seiten wurden mit farbigen Nägeln eng benagelt, wobei auf jeder Seite ein Motiv oder ein Schriftzug entstehen sollte. Dabei waren die zu benagelten Flächen (Stadtwappen, Schrift und Rahmen) der Säule bereits farblich vorgestaltet. Ein aufgestellter Baldachin schützte die Säule vor dem Wetter. Am Baldachin stand oben „FÜR UNSERE HELDEN“.

Motive und Zweck

Auf der Vorderseite der Säule sollte das Wappen von Meißen entstehen und gegenüber ein Eisernes Kreuz genagelt werden. Links sollte der Schriftzug „Gott mit uns Für alle Zeit“ genagelt werden. Auf der rechten Seite war ebenfalls ein Schriftzug geplant, dessen Wortlaut aber bisher unbekannt ist.

Ziel der Nagelung sollte ausschließlich die Gewinnung von Unterstützungsgeldern für die Kriegerfamilien in Meißen sein. Die Meißner Nagelsäule hatte ein Buchhändler aus der Gerbergasse 24 gestiftet.[2] Die Säule wurde auf dem Schulplatz hinter der Roten Schule aufgestellt. Die Organisation der Nagelung hatte der sich zuvor gebildete „Ausschuß für Nagelung einer Kriegssäule in Meißen“, vertreten durch einen Stadtrat, übernommen.

Einweihung

Die feierliche Einweihung fand am 14. November 1915 um 11 Uhr statt.[3] Die Presse in Sachsen hatte darüber ebenfalls ausführlich berichtet. Demnach hatte man zur Einweihung zwei eroberte belgische Geschütze an der Säule aufgestellt. Wie lange die beiden Geschütze dort standen ist nicht bekannt.

Ein festlicher Zug der Meißner Vereine, Schüler der höheren Lehranstalten und die Vertreter der Behörden schritt durch die beflaggten Straßen zum Schulplatz. Ein Stadtrat hielt die Weiherede und erläuterte den Anwesenden die beiden Wahrzeichen des Denkmals, „Meißner Stadtwappen“ und „Eisernes Kreuz“. Den ersten Nagel schlug der Oberbürgermeister ein.[4][5]

Nagelungen und Verbleib

Es gibt Ansichtskarten mit einer Grafik von Horst Hoenig aus dem Jahre 1915, welche die Nagelsäule auf dem Schulplatz zeigt. Auch eine Ansichtskarte mit einem Foto von Brück & Sohn bestätigt den ehemaligen Standort. Ob die Nagelung vollständig ausgeführt worden ist bleibt ungeklärt. Die Dresdner Nachrichten berichten am 12 Juli 1916 von einer Nagelung durch die Freiwillige Feuerwehr von Meißen aus Anlass ihres 75 jährigen Bestehens.[6] In dieser Zeit war die Nagelung demnach noch nicht abgeschlossen.

Der Verbleib der Nagelsäule ist bisher ebenfalls ungeklärt.

Literatur

  • Martin Kronenberg: Kampf der Schule an der „Heimatfront“ im Ersten Weltkrieg, disserta Verlag Hamburg, 2014, ISBN 978-395425-496-5, S. 294 und 299.
  • Gerhard Schneider: In eiserner Zeit, Katalog über Kriegswahrzeichen im Ersten Weltkrieg, Kriegsnagelungen, b/d edition Schwalbach/Taunus, 2014, S. 341 und 342.
  • Dresdner Nachrichten (Frühausgabe), 7. November 1915, Seite 10.
  • Meißner Tageblatt: Öffentliche Einladung“, 14. November 1915.
  • Leipziger Tageblatt und Handelszeitung, 16. November 1915, Seite 6.
  • Wochenblatt für Wilsdruff und Umgebung, 20. November 1915, Seite 9.
  • Dresdner Nachrichten, 12. Juli 1916, Seite 10.

Einzelnachweise

  1. Gerhard Schneider: In eiserner Zeit, Katalog über Kriegswahrzeichen im Ersten Weltkrieg, Kriegsnagelungen, b/d edition Schwalbach/Taunus, 2014, S. 341 und 342.
  2. Vergleiche dazu auch den entsprechenden Eintrag in der Geschichtstafel VI (1900-1920).
  3. Martin Kronenberg: Kampf der Schule an der „Heimatfront“ im Ersten Weltkrieg, disserta Verlag Hamburg, 2014, ISBN 978-395425-496-5, S. 294 und 299.
  4. Leipziger Tageblatt und Handelszeitung, 16. November 1915, Seite 6.
  5. Wochenblatt für Wilsdruff und Umgebung, 20. November 1915, Seite 9.
  6. Dresdner Nachrichten, 12. Juli 1916, Seite 10.