Ehemaliges Kontorgebäude der Molkerei Meissen von 1880.
Zustand der Molkerei Gebäude im Jahre 2018.

Die Molkerei Meissen e.G. wurde am 17. März 1888 als eine eingetragene Genossenschaft geründet und am 4. November 1888 in der Schulstraße 7 (Karl-Niesner-Straße) im Triebischtal eröffnet.[1] Bereits 1880 enstand das Kontorgebäude der Molkerei. Zunächst kam die Milch von den Gütern von neun der Genossenschaft angeschlossenen Landwirten der Meißner Pflege.

Geschichte

Vor 1945

Während der ersten Geschäftsjahre wurden 746 801 Liter Milch angeliefert. Im Geschäftsjahre 1911 war die angelieferte Milch bereits auf 4 302 619 Liter gestiegen. Im Ersten Weltkrieg sowie in den Nachkriegsjahren gingen die Anlieferungen an Milch zurück, um ab 1922 wieder anzusteigen. In dieser Zeit wurden nun täglich rund 6.000 Liter Milch angeliefert. Im Jahre 1926 erfolgte eine Umgestaltung des technischen Betriebes um noch bessere Qualität an Milchprodukten liefern zu können. Eine Dauererhitzungswanne und eine Tiefkühlanlage wurden in Betrieb genommen. Die Milch konnte nun auf zwei bis drei Grad Celsius heruntergekühlt werden, um sie bei dieser Temperatur kurze Zeit zu lagern oder sofort in die speziell dafür entwickelten Pfand-Milchflaschen aus Glas abzufüllen.

Im Jahre 1928 hatte die Molkerei Meissen e.G. vier eigene Läden und fünf Verkaufswagen um den Verkauf der eigenen Molkereierzeugnisse in der Stadt zu sichern.[2]

Nach 1945

In der DDR wurde die Molkerei Meissen bis mindestens mindestens März 1991 weiterbetrieben. Die Molkerei wurde von der „Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe“ (VdgB) übernommen und fungierte als Molkerei Riesa, Werk Meißen.[3] Von dort wurden die meisten Milchgeschäfte, Lebensmittel-Läden sowie Kaufhallen der Stadt mit Milchprodukten beliefert. Ein bedeutender Schwerpunkt war dabei die Versorgung der Meißner Schulen mit Trinkmilch, Kakao- und Fruchtmilch. Anfangs gab es die Milch noch in Flaschen zu 0,25 Liter. Es gab Bananenmilch, Himbeermilch, Erdbeermilch, Waldfruchtmilch, Vanillemilch und Karamellmilch. Die hergestellte Geschmacksrichtung wechselte dabei täglich.

Der ehemalige Standort einer Molkerei Meissen-Verkaufsstelle in der Talstraße 72 blieb noch bis ca. 1990 erhalten. In der Verkaufsstelle konnte sogar noch bis 1970 Frischmilch mit der Milchkanne eingekauft werden. Weiterhin gab es Frischmilch in Flaschen. Kakaomilch, Fruchtmilch, Saure Sahne, Schlagsahne, Jogurt, gab es ebenfalls abgefüllt in Flaschen. Aber auch verschiedene Käsesorten, Quarkprodukte und Eier wurden dort angeboten.

Zunächst hatte man die Milchflaschen noch mit einem rot bedruckten Pappdeckel verschlossen, später wurde farbige Aluminiumfolie benutzt. Auf den Verschlüssen waren der Abfülltag und der Hinweis auf die Molkerei Meissen vermerkt. Im März 1991 wird die gesamte Produktion eingestellt und die Molkerei geschlossen. Ab April 1991 übernimmt ein Großküchenausstatter zeitweise die Räumlichkeiten der Molkerei als Lagerraum und auch teilweise als Büro.[4] Nach Schließung der Molkerei entwickelte sich der gesamte Gebäudekomplex zur Ruine.

Seit 2021 sind die Gebäude auf dem Gelände der Molkerei abgerissen. Das ehemalige Verwaltungsgebäude (Kontorgebäude) in der Karl-Niesner-Straße 7 blieb von der einstigen Fabrikanlage erhalten. Das Bauwerk steht unter Obj.-Dok.-Nr. 09265934 auf der Liste der Kulturdenkmale im Freistaat Sachsen.

Milchtransporte mit der Schmalspurbahn

Da die Gehöfte der Landwirte in der Umgebung von Meißen lagen, wurde eine Zeit lang der Transport der Frischmilch in Kannen auch teilweise über die damals noch betriebene Schmalspurstrecke Wilsdruff-Meißen-Lommatzsch abgewickelt. Bis zu 50 Kannen kamen täglich so in die Molkerei. War das Milchaufkommen größer, dann wurde noch zusätzlich ein Güterwaggon dem Zug beigestellt. Die Landwirte brachten die Milchkannen am frühen Morgen zum entsprechenden Bahnhof. Von dort wurden die Kannen mit dem ersten planmäßigen Zug im Gepäckwagen nach Meißen Triebischtal transportiert. Mit dem Nachmittagszug kamen die leeren Milchkannen wieder zurück. Anfang der 1960er Jahre übernahmen immer mehr Lastkraftwagen den Transport.

Literatur

  • Werbeblatt der Molkerei Meissen e.G. von 1928.
  • Günter Naumann: Meißner Chronik 1989-1996, Kreissparkasse Meißen1996.
  • Günter Naumann: Stadtlexikon Meißen, Sax-Verlag, 2009, ISBN: 978-3-86729-013-5.

Einzelnachweise

  1. Günter Naumann: Stadtlexikon Meißen, Sax-Verlag, 2009, S. 195.
  2. Werbeblatt der Molkerei Meissen e.G. von 1928.
  3. Günter Naumann: Meißner Chronik 1989-1996, Kreissparkasse Meißen1996, S. 77.
  4. Günter Naumann: Meißner Chronik 1989-1996, Kreissparkasse Meißen1996, S. 77.