Meißner Sagenschatz-Das Domgespenst
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Die Episode aus dem Meißner Sagenschatz-Das Domgespenst gehört zu den Geschichten und Sagen des Meißner Landes. Meistens sind spukhafte Erscheinungen nur aus mündlichen Überlieferungen bekannt. Doch im Jahre 1672 gibt es in Meißen eine schriftliche Nachricht, welche offenbar mit fliegender, aufgeregter Hand vom Meißner Kreisamtmann K. E. A. Stiel am 29. Juli nach dem Bericht von Augenzeugen niedergeschrieben wurde.
Die Sage
Demnach soll die Schildwache am Meißner Dom bei nächtlicher Zeit am 26 Juli 1672 an der Domkirche ein Gespenst im Mönchshabit gesehen haben. Gesehen hatten das Gespenst völlig unabhängig voneinander der diensthabende Musketier Hans Georg Meutner aus Neuß in Schlesien und der Musketier Dietrich Becker aus Braunschweig. Beide hatten später zu Protokoll gegeben, dass ein weißgekleidetes Gespenst den Dom betreten und später wieder verlassen habe.
Der Musketier Georg Meutner stand nachts von 11 bis 12 Uhr Schildwache. Er sah demnach um dreiviertel Zwölf (23.45 Uhr) die weiße Erscheinung in der Gestalt eines Dominikanermönchs mit weiten laut tappenden Schritten vom Bischofshofe längs am Dom bis zu Fürstenkapelle entlang schreiten. Das recht große Gespenst soll dann die Fürstenkapelle mit einem Schlüssel aufgeschlossen und anschließend die Tür zugeworfen haben, dass es laut schallte. G. Meutner gab weiter an, dass er als Soldat zwar manche Gefahr schon erlebt hätte, aber noch nie wäre ihm so Angst und Bang gewesen, wie beim Anblick der Gestalt. Ein Schauer nach dem anderen wäre ihm über den Leib gelaufen und er sei dankbar gewesen, als dann endlich die Zeit der Wachablösung gekommen sei. Auch später in der Wachstube habe er anfänglich noch nichts davon melden wollen, sondern er hätte nur den Gefreiten angefragt, ob denn Bauleute oder Maler in der Begräbniskapelle arbeiteten oder gar in der Nacht darin schliefen. Da der Gefreite seine Annahme verneinte, habe er schließlich alles erzählt.
Der Musketier Dietrich Becker beteuerte, ahnungslos des mitternachts 12 Uhr seine Wachstunde angetreten zu haben. Kurz vor 1 Uhr hätte er plötzlich ein ungewöhnliches Gerassel an der Tür zur Fürstenkapelle vernommen. Zuerst glaubte er, es möchte dort einer „Dieberei“ verüben wollen und hatte sich mit seiner Pique (Lanze, Spieß) gegen die Kapelle gewendet. Da sei plötzlich die Tür aufgegangen, und riesengroß schritt ein weißes Gespenst aus der kurfürstlichen Begräbniskapelle heraus. Es bückte sich an der Ecke des ersten Strebepfeilers, der Grabkapelle Herzog Georgs nieder zur Erde, und habe dort mit solcher Gewalt und Gerassel gescharrt, als wenn es eiserne Hände hätte, und dort einen Stein herauskratzen wollte. D. Becker beteuerte, dass er alles genau gesehen hätte.
Danach habe sich das Gespenst wieder aufgerichtet und habe sich nun gegen ihn gerichtet. Da habe es ihm angefangen zu grauen und er hätte eiligst das heilige Kreuz vor sich geschlagen und zudem ein Vaterunser gebetet. Daraufhin sei das Gespenst langsam und in der gleichen Art wie es schon G. Meutner berichtet hatte, zum Bischofshof zurückgeschritten. Auch ihm (D. Becker) wäre ein Schauer nach dem anderen über den Rücken gelaufen. Ihm hätte die Wachstunde so angegriffen, dass er noch an diesem Tage seines Berichts sich „nicht recht zu paß gefunden“ habe. Und so wünsche er, „Gott möge ihn in gnaden behüten, dass er dergleichen ungethüme sein lebtag nicht mehr zu gesicht bekommen möge.“
Hintergründe
Die hier genannte Wachstube des „Corps de garde“ befand sich einst im Anwesen Domplatz Nr. 13 gleich neben dem zweiten Burgtor. Obwohl bei den damaligen Menschen eine weit verbreitete Gespensterfurcht gegeben hat, ist das Ereignis für Freitag, den 26 Juli 1672 schriftlich belegt. Bereits seit 1662 dauerten Wiederherstellungsarbeiten an der Albrechtsburg und am Dom an. Auch nächtliche Arbeiten an den Gebäuden sind denkbar. Die Erscheinung kann also ihre materialistische Grundlage durchaus bei den bauausführenden Handwerkern haben. Es ist weiterhin zu vermuten, dass die bauausführenden Handwerker, welche nicht alle in der Stadt Meißen wohnten, in der Nähe ihres Arbeitsplatzes wohnten. Eventuell hatte man den beiden Musketieren Meutner und Becker einen Streich gespielt, welcher auch gut gelang und die beiden in Angst und Schrecken versetzte.
Literatur
- Kamprad, Leisnig, Chronik S. 596 und Dresden, Magdeburg. Band I. Seite 300.
- Johann Georg Theodor Gräße: Der Sagenschatz des Königreiches Sachsens, Verlag von G. Schönfeld´s Buchhandlung, Dresden 1855.
- Hans-Jürgen Pohl: Geschichten und Sagen des Meißner Landes, Verlags-, Werbe- und Philaservice Robert Schmidt, Oschatz, 2006.