Meißner Marionetten-Theater

Zwei Marionetten aus dem Theater.
Werbeanzeige für das Meißner Marionetten-Theater 1924.
Das Marionetten-Theater in der Wittigstraße.

Das Meißner Marionetten-Theater wurde gemeinsam mit einem Theatrum mundi (lat. „Welttheater“) im Triebischtal in der Wittigstraße 17 von Albert Wünsch betrieben. Der Theaterbesitzer Albert Wünsch (1857-1944), stammte aus einer der ältesten sächsischen Puppenspielerfamilien. Auch schon sein Vorfahre Johann Gottfried Wünsch (1746-1794) hatte von Oberlichtenau bei Chemnitz aus mit seinen Spielpuppen das gesamte Erzgebirge bereist. Das Theater wurde vermutlich Ende der 1930er Jahre geschlossen.

Geschichte

  • Die Marionettenspieler und Geschwister Albert und Bruno Wünsch (1863-1943) reisten zunächst noch gemeinsam mit der Familie im Wohnwagen von Stadt zu Stadt. Im Sommer traten sie meist noch zusätzlich als Seiltänzer auf. Auf ihren Reisen lernten die Brüder die beiden Schwestern Fanny und Franziska Boneschky kennen. Die Boneschky-Schwestern kamen ebenfalls aus einer bekannten Puppenspielerfamilie aus Dresden. Nach der Hochzeit zogen die beiden Familien gemeinsam mit ihren Kindern als Puppenspieler durch Sachsen und waren vor allem auf Jahrmärkten zu sehen.
  • Um 1885 trennten sich die beiden Familien. Bruno Wünsch zog mit seiner Familie nach Riesa und Albert Wünsch zog mit der Familie nach Meißen. Vorerst zog auch Albert Wünsch noch zu Auftritten durch Ost- und Mittelsachsen. Auch Bruno Wünsch zog weiter als Puppenspieler durch Sachsen.
  • In welcher Zeit Albert Wünsch das Meißner Marionetten-Theater und das „Theatrum-mundi“ gegründet hat ist leider unbekannt. Der Standort vom Theater war im Triebischtal in der Wittigstraße 17. Vermutlich lag das Theater auf dem Hof, da die Familie von Albert Wünsch im Erdgeschoss vom Haus Nr. 17 wohnte. Das Theater betrieb auch ein „Theater-Büffet“ mit kalten und warmen Getränken. Es wurden verschiedene Konfitüren, belegte Brote und „Delikateßbrötchen“ angeboten.
  • Albert Wünsch wird im Jahre 1921 im Adressbuch der Stadt Meißen als Besitzer vom Theater aufgeführt. Der zweite Bruder Johannes Wünsch war demnach dort der Künstlerische Leiter. Ein weiterer Bruder oder der Sohn Camillo Wünsch war der Technische Leiter. Ab dem Jahr 1926 gehört auch noch die Schauspielerin Rosa Wünsch zum Theater. Das Haus Wittigstraße 17 ist demnach um 1919 in den Besitz der Brüder Albert und Bruno Wünsch übergegangen.
  • Ab 1935 werden nun die Geschwister Albert und Johannes Wünsch als Besitzer vom Haus Wittigstraße 17 aufgeführt, allerdings wohnen beide nicht mehr dort, sondern in Waldheim (Sa.), Döbelner Straße 5. Im Erdgeschoss wohnt nur noch Camillo Wünsch. Er ist nun allein der Inhaber des Meißner Marionettentheaters.

In welchem Jahr das Marionetten-Theater geschlossen wurde ist nicht bekannt. Belegt ist allerdings, dass große Teile des Theaters von Heinrich Apel (Schwiegersohn von Albert Wünsch) im Jahre 1943 an die Puppentheatersammlung in München verkauft worden sind. [1]

Aufführungen (Auszug)

  • Drei Nächte Totenwache
  • Frau Holle
  • Der böse Zwerg Rumpelstilzchen oder Die Goldspinnerin
  • Der Bettel-Millionär
  • „Bibi“ oder „Der Gänsekönig“
  • Der Struwelpeter oder Die Reise durch das Zauberland
  • Die Entstehung des Trompeterschlößchens zu Dresden
  • Tischlein deck dich! Esel streck dich! Knüppel aus dem Sack!
  • Die drei Haulemännchen oder Das gute Liesel und die böse Gretel
  • Der Lumpenkönig

Es gab im Marionetten-Theater Aufführungen für Kinder, Erwachsene und Familienvorstellungen. Vorstellungen gab es täglich außer Montag. Meist wurden die Stücke in mehreren Akten aufgeführt. Nach dem dritten Akt gab es zehn Minuten Pause.

Literatur

  • Adressbücher der Stadt Meißen von 1921, 1924, 1926 und 1935.

Einzelnachweise

  1. Adressbuch der Stadt Meißen und Vororte, 1921, S. 120, Adressbuch der Stadt Meißen 1924, S. 121, Adressbuch der Stadt Meißen 1926, S. 253, Adressbuch der Stadt Meißen 1935, S. 326.