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Der offene Mühlgraben am Roßplatz um 1848.
Hochwasser am Grabenweg im Jahre 1920.
Der Mühlgraben an der Talstraße.
Der Mühlweg in Meißen.

Der Mühlgraben war ein Wasserlauf im Triebischtal. Am ehemaligen „Ratswehr“ an der Straße Am Triebischwehr wurde das Wasser der Triebisch in den Mühlgraben eingeleitet. Dabei hatte der Mühlgraben noch fast durchgehend bis ungefähr zur 3. Mühle an der Talstraße Nr. 81 ein offenes Bett. Der Verlauf des heute trockenliegenden Mühlgrabens ist nur noch stellenweise erlebbar. Das einstige Ratswehr wurde inzwischen abgerissen.

Geschichte

Das Wasser des Mühlgrabens floss einst ab dem Ratswehr entlang des westlichen Triebischtal-Hangfußes bis zum Eichberg am Rauhental. Ab der Einmündung des Rauhentals in das Triebischtal verlief der Mühlraben westlich des Straßenzuges Talstraße-Neugasse-Gerbergasse bis zur Elbe. Die Einmündung in die Elbe lag ursprünglich zwischen der Altstadtbrücke und dem Elbkai. Der Mühlgraben bildete zwischen der Kerbe und der Elbe einen Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung. Seine Wasserkraft wurde im Stadtgebiet einst von 8 Wassermühlen genutzt.

Verlauf

Bereits im Jahre 1677 wurde die Breite des Mühlgrabens mit 3 Ellen (rd. 1,70 m) vorgeschrieben. Der Mühlgraben war ebenfalls der Ausgangspunkt für die Industrialisierung des Triebischtals, denn sein Wasser lieferte dem Jacobiwerk die Antriebskraft für das erste Elektrizitätswerk Meißens. Dabei fungierte der Mühlgraben auch als Vorfluter für Siedlungs- und Industrieabwässer. Auch die ehemalige Jutespinnerei und Weberei nutzte das Wasser aus dem Mühlgraben als Kesselspeicherwasser. Die von den westlichen Hängen des Triebischtals abfließenden Gewässer (Gainitzbach, Korbitzbach und das Rauhentalwasser) wurden vom Mühlgraben aufgenommen. Die drei Gewässer führten zwar meistens nur bei Starkregen größere Wassermengen, doch konnten sie trotzdem beachtliche Schäden anrichten. Bei Starkregen wurden dann nicht selten, wie zum Beispiel am 12. August 2002, Sand und Geröllmassen aus dem Stadtwald bis auf die Talstraße gespült. Nicht selten wurden aber auch feste Abfälle im Mühlgraben verbotenerweise entsorgt, welches ebenfalls für Behinderungen sorgte.

Der alte Mühlweg verlief bis auf die Ausnahme am Eichberg entlang des gesamten Mühlgrabens. Im Abschnitt zwischen der Rauhentalstraße und der Elbe wurde der Mühlgraben ab den 1840er Jahren nach und nach überwölbt. Im Jahre 1865 gab es im Abschnitt nur noch zwei gewerblich genutzte „Schöpfstellen“ an der Gerbergasse und an der Kerbe. 1897 wurde der Mühlgraben mit dem Bau vom Alberthof an der Neugasse Nr. 30 ebenfalls überwölbt. Die sogenannte „Gerberschöpfe“ verschwand 1899. Bereits 1890 hatte man den Mühlgraben kurz hinter der ehemaligen Brückenmühle unter der Gerbergasse abgeschiebert und in einen neu angelegten Kanal umgeleitet. Dieser Kanals war 3 m tief und 2 m breit, zudem war er mit starken Steinmauern versehen. Der Kanal mündete am heutigen Haus Uferstraße Nr. 3 in die Triebisch. Ein anderer vom Altarm des Mühlgrabens abgeschieberte Kanal mündete zwischen Altstadtbrücke und Elbkai in die Elbe.[1] Dieser Kanal wurde bereits beim Bau der Hochuferstraße verrohrt. Zuletzt lag im innerstädtischem Bereich bis 1987 nur der kurze Abschnitt hinter den Häusern Neugasse Nr. 34 bis Nr. 41 noch offen.

Stilllegung

Ab 1980 wurde in den Mühlgraben kein Wasser aus der Triebisch mehr eingeleitet. Der Graben hatte sich an einigen Stellen zugesetzt und der Wasserablauf wurde behindert. Zudem war immer wieder Wasser in die Hauskeller eingedrungen. Es kam zu Geruchsbelästigungen und zunehmend auch zum Rattenbefall. Für eine umfangreiche Sanierung des Grabens waren jedoch keine Mittel vorhanden. Um Abhilfe zu schaffen wurde ab dem 5. Oktober 1982 der Mühlgraben wieder geflutet. Bereits am 9. Oktober 1982 musste die Flutung wieder eingestellt werden, weil durch die ausgetrockneten Wandungen erneut Wasser in die Keller eingedrungen war. Eine erneute Flutung erfolgte ab dem 29. Juli 1983 und im August 1984 wurde der Mühlgraben endgültig durch Absperrung am Ratswehr außer Betrieb genommen. Restliches Wasser im Mühlgraben und zulaufendes Wasser aus dem Korbitzbach sowie aus häuslichen Abwässern und das Regenwasser wurden 1987 durch einen neu angelegten Verbindungsgraben (Abschlag) in die Triebisch geleitet. Ein Abschnitt am Grabenweg wurde verrohrt und das Wasser in die Kanalisation der Neugasse eingeleitet. Eine weitere Unterbrechung vom Mühlgraben war 1992 im Zusammenhang mit der Sanierung des Hauses Roßmarkt Nr. 5 erfolgt.

Heute ist nur noch der Abschnitt zwischen der Böttgerstraße und dem Abschlag an der Porzellanmanufaktur Meißen für die Ableitung des Wassers aus dem Korbitzbach von Bedeutung. Ab November 1999 erfolgte die Sanierung des Mühlgrabens zwischen der Höroldtstraße bis zur Sonnenleite. Dabei wurde die einstige Grabensohle und die teilweise eingebrochenen Bruchsteinmauer wiederhergestellt. Der Gainitzbach ist inzwischen verrohrt und das Betonrohr mündet unterhalb des Erlichtsteges in die Triebisch. Das „Rauhentalwasser“ ist seit Langem mit in die Kanalisation der Talstraße eingebunden.[2]

Literatur

  • Helmuth Gröger: Tausend Jahre Meißen, Druck und Verlag, Klinkicht & Sohn, Meißen, 1929.
  • Günter Naumann: Meißner Chronik 1989-1996, Kreissparkasse Meißen 1996.
  • Gerhard Steinecke: Unser Meißen 1929-2004, Meißner Tageblatt Verlag, 2004, ISBN 3-929706-09-5.
  • Günter Naumann: Stadtlexikon Meißen. Sax–Verlag, Beucha 2009, ISBN 978-3-86729-013-5.

Einzelnachweise

  1. Helmuth Gröger: Tausend Jahre Meißen, Druck und Verlag, Klinkicht & Sohn, Meißen, 1929, S. 102, 622 und 664.
  2. Günter Naumann: Stadtlexikon Meißen. Sax-Verlag, Beucha 2009, S. 228 bis 230.