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Die Lutherkirche um 1903. Noch ohne Steinrelief und den beiden Standbildern am Portal.
Grundriss der Lutherkirche von 1901.
Rückseite der Lutherkirche um 1903.
Zustand Standbilder und Steinrelief im Jahre 2014.
Zustand vom Standbild Luthers im Jahre 2014.

Die Lutherkirche ist eine im neugotischen Stil errichtete Kirche im Stadtteil Triebischtal. Die Kirche wurde in den Jahren 1901/04 für die am 1. Juli 1901 neu gebildete evangelisch-lutherische Kirchgemeinde gebaut. Die Kirche befindet sich am Wilhelm-Walkhoff-Platz in der Nähe der Talstraße.

Entwurf und Bauplan wurden vom Dresdner Baumeister und Architekten Woldemar Kandler erstellt. Die Baukosten waren mit 250.000 Mark veranschlagt. Am 4. Oktober 1901 erfolgte der erste Spatenstich zum Bau der Kirche und die feierliche Grundsteinlegung war am 31. Oktober 1901. Am 25. April 1903 konnte der Turmknopf aufgesetzt werden und es folgten Turmkreuz und Wetterhahn. Das Einholen und die Weihe der Glocken war am 17. Juni 1903.

Für die Gemeinde wurde Pfarrer Weinberger eingewiesen. Gleichzeitig erhielt die Kirche den Namen „Lutherkirche“. Die Kirchenweihe fand am 24. Juni 1904 statt.[1]

Heute dient der Kirchenbau nach einer inneren Umgestaltung als Gemeindezentrum, vorwiegend jedoch als Kinder- und Jugendhaus.

Lutherkirchgemeinde

Mit der am 1. Juli 1901 gebildeten Lutherkirchgemeinde im Triebischtal war auch gleichzeitig eine neue Parochi entstanden. Die Luther-Parochi wurde von der Stadt-Parochi abgetrennt und bekam eine eigene Kirche auf dem damaligen Bismarckplatz. Die neu gebildete Lutherkirchgemeinde hatte zwar einen eigenen Kirchenvorstand, doch blieb sie noch in allen finanziellen Angelegenheiten mit der Frauenkirchgemeinde verbunden. Die Lutherkirchgemeinde bekam damals 6.550 Kirchenglieder aus Triebischtal und Questenberg zugewiesen. Aus der Neugründung der Luther-Parochi erhoffte man sich damals auch für das kirchliche und religiöse Leben der von der Stadtkirche (Frauenkirche) weit entfernten Bewohnern einen großen Segen.[2]

Die Kirche

Das Kirchengebäude ist als neugotischer Bruchsteinbau unter reicher Verwendung von hartem Postelwitzer Sandstein und rotem Rochlitzer Porphyrtuff entstanden. Die unbehauenen versetzten Granitsteine bringen außen eine wuchtige und malerische Wirkung hervor. Der Grundriss weist die Form eines Kreuzes mit der Längsachse in Richtung NW-SO auf. Der Altarraum befindet sich im Nordwesten. Die Schauseite mit dem einstigen Portal und der Vorhalle befindet sich auf der südöstlichen Seite, dem Wilhelm-Walkhoff-Platz zugewandt.

Am Portal befinden sich die Standbilder des Apostel Paulus und des Reformators Luther von Adolf Rehm. Darüber ist ein Sandsteinrelief von Friedrich Hecht mit den Darstellungen „Christus als Kinderfreund“, „Christus als Freund der Mühseligen und Beladenen“ und „Luthers Thesenanschlag“. Das Sandsteinrelief ist auf der rechten Seite unten mit "F. Hecht" signiert. Der Bau besitzt einen unten vier- und oben achteckigen Turm. Der Kirchturm von 71 Metern Höhe wird dabei von zwei Treppentürmchen und zwei niedrigen Seitentürmen flankiert. Oberhalb der Glockenstube befindet sich die Turmuhr. Die vier Zifferblätter haben einen Durchmesser von 2,18 m. Ursprünglich waren im Kirchenschiff einmal 644 Sitzplätze und auf den beiden Emporen insgesamt 229 Sitzplätze geplant. Dazu kam es jedoch nicht. Im ehemaligen Langhaus befanden sich später 120 feste Sitze. Bei Bedarf konnten noch weitere 120 Sitze hinzugefügt werden. Das Kirchengeläut besteht heute aus drei Eisenhartgussglocken aus dem Jahre 1954 von der Glockengießerei Schilling aus Apolda.

Umbau zum Gemeindezentrum

Bereits 1965 befand sich der Kirchenbau in einem schlechten baulichen Zustand. In den Jahren 1975 bis 1981 hatte man das gesamte Dach instandgesetzt und ab dem 16. Oktober 1981 begannen die Bauarbeiten zur Innen-Erneuerung. Von 1981 bis 2006 hat man die heute noch äußerlich in ihrer ursprünglichen Form erhaltene Kirche im Inneren bereits zu einem Gemeindezentrum, mit dem zentral aufgestellten alten Taufstein umgebaut. Am 11. Mai 1986 konnte der neu entstandene Kirchenraum geweiht werden.

Der Kirchenraum ist heute durch eine Zwischendecke im Bereich des einstigen Altarraumes sowie des ehemaligen Querschiffes geteilt. An der Altarseite befinden sich heute die aufgearbeiteten Farbglasfenster (Weihnachten, Ostern und Pfingsten). Die Orgel nimmt fast die gesamte Rückseite des Kirchenraumes ein. Die Orgelpfeifen stammen aus der Jahn-Orgel aus der ehemaligen Schlosskapelle aus Waldheim. Karl May spielte diese Orgel dort während seiner Haftzeit bei Gottesdiensten im Waldheimer Gefängnis. Die Orgelpfeifen wurden kombiniert mit dem Gehäuse der alten Jehmlich-Orgel der Lutherkirche. Die Orgelweihe war am 8. Oktober 1989.

Arbeit des NEUEN FORUM

Die Lutherkirche war zur Zeit der politischen Wende durch die Aktivitäten ihres Pfarrers Dr. Heinz Wöllner im Herbst des Jahres 1989, der Ausgangspunkt der Arbeit des NEUEN FORUM in Meißen. Am 19. Oktober 1989 fanden sich in der Lutherkirche ca. 450 bis 500 Meißner Bürger zusammen, die sich zur Bildung einer Regionalgruppe des NEUEN FORUM bekannten. Es wurde ein offener Dialog mit dem Meißner Bürgermeister zu aktuellen Fragen der politischen Erneuerung gefordert. Gleichzeitig wurde eine Demonstration auf dem Markt für den 24. Oktober 1989 beschlossen. Am 25. Oktober 1989 konstituierte sich in der Lutherkirche die Initiativgruppe des NEUEN FORUMs unter der Leitung von Pfarrer Wöllner, die dann schließlich alle weiteren entscheidenden Aktivitäten im Zusammenhang mit der politischen Umgestaltung in Meißen initiierte und koordinierte.[3]

Kritik

Das Sandsteinrelief sowie die beiden Standbilder des Apostels Paulus und des Reformators Luther am Kirchenportal, befinden sich bereits seit vielen Jahren in einen bedenklichen Zustand. Die Gesichter der beiden Standbilder sind seit mehr als zehn Jahren nicht mehr erkennbar. Außerdem fehlen bereits einige Figurenteile.

Literatur

  • Verschiedene Autoren: Meissen und seine Kirchen, Sonderabdruck aus der „Neuen Sächsischen Kirchengalerie“, Ephorie Meissen, Verlag von Arwed Strauch, Leipzig, um 1902.
  • Günter Naumann: Stadtlexikon Meißen. 1. Auflage. Sax-Verlag, Beucha 2009, ISBN 978-3-86729-013-5.

Einzelnachweise

  1. Verschiedene Autoren: Meissen und seine Kirchen, Sonderabdruck aus der „Neuen Sächsischen Kirchengalerie“, Ephorie Meissen, Verlag von Arwed Strauch, Leipzig, um 1902, S. 82 bis 87.
  2. Verschiedene Autoren: Meissen und seine Kirchen, Sonderabdruck aus der „Neuen Sächsischen Kirchengalerie“, Ephorie Meissen, Verlag von Arwed Strauch, Leipzig, um 1902, S. 87.
  3. Günter Naumann: Stadtlexikon Meißen. 1. Auflage. Sax-Verlag, Beucha 2009, ISBN 978-3-86729-013-5, S. 204 und 205.