Kostümfest zu Meißen 1881

Das Kostümfest zu Meißen 1881 war eine Festveranstaltung zur 25jährigen Jubelfeier der Deutschen Kunstgenossenschaft Dresden, welche in Meißen am 5. September 1881 abgehalten wurde. Der sächsische König Albert und die Mitglieder des königlichen Hauses waren dazu angereist und wohnten dem von Künstlern gestalteten Kostümfest bei. Zu den beiden Festveranstaltungen auf Markt und Domplatz waren insgesamt 626 Festteilnehmer angemeldet.
Das Kostümfest
Die Meißner Altstadt war an diesem Tag reichlich mit Kränzen und Flaggen geschmückt. An der Dampfschiffhaltestelle am Martinsplatz grüßten bunte Flaggen von mächtigen Flaggenbäumen hernieder und am Eingang zur Elbgasse hatte man eine große Ehrenpforte mit Stadtwappen errichtet. Überall drängte sich die schaulustige Menge und die Tribünen am Markt waren gut gefüllt. Kurz nach 12 Uhr passierten die königlichen Wagen, welche die Mitglieder der Königsfamilie nebst dem Erzherzog Leopold und die Erzherzogin Antoinette von Toscana vom Cöllner Bahnhof abgeholt hatten, das dichte Spalier der Meißner Gastgeber und fuhren in Richtung Albrechtsburg.
Der Festzug
Dem Festzug voraus schritt ein Zug der Meißner Feuerwehr, dem ein Bergmusikcorps folgte. Danach kamen bereits die ersten Gestalten im Kostüm. Zuerst ein gepanzerter Ritter mit Sturmhaube dem ein Bannerträger im Heroldskleid folgte. Zwei Züge Landsknechte mit Pike auf der Achsel zogen nun an den Schaulustigen vorbei. Dahinter schritt in kostbaren Kleidern eine lange Reihe Patrizier, ihre Frauen an der Hand, einher, hinter welchen eine große Anzahl Jünglinge und Edelfräulein daherkamen. Die Farbenpracht ihrer Kostüme zog alle Augen auf sich. Weiterhin folgten noch einige hundert Festgäste in Zivil, welche schließlich nach und nach den Marktplatz füllten.
Auf dem Marktplatz
Die Mitglieder des Gemeinderats von Meißen hatten vor dem Portal des Rathauses mit Bürgermeister Hirschberg an der Spitze Aufstellung genommen. Der Bürgermeister war im braunem Gewand, violettem, pelzverbrämten Mantel, das Samtbarett auf dem Haupte und eine goldene Kette um den Hals erschienen. Er richtete eine kurze Ansprache an die Künstler und schloss mit den Worten: ... gedenken wir Euch dann uf’n Schlosse ein Willkommen zuzutrinken, so Ihr’s annehmt.
Es folgte eine Ansprache des Vorsitzenden der deutschen Kunstgenossenschaft Oberst von Götz, welcher die Einladung gern annahm. Seine Abschlussworte waren: Dankbar und freudigen Herzens werden wir Alle hier jederzeit an Meißen zurückdenken und die Kunde von seiner Gastlichkeit hinaustragen in alle deutschen Gaue. Die Stadt Meißen, sie lebe hoch! Darauf ritt ein grün gewamster Herold begleitet von zwei Bannerträger und vier Trompeter zu Pferde auf den Marktplatz und verkündete: Mein Herr und Gebieter, der Kurfürst, entbietet den Künstlern seinen Gruß und ladet sie ein zu einem Besuche seines Feldlagers droben auf der Burg! Damit war das Signal zum Aufbruch auf die Burg gegeben.
Auf dem Burghof
Auf der Albrechtsburg war bereits das Königsbanner aufgezogen. Se. Majestät der König, die Königin mit Prinz Georg sowie der gesamte Hofstaat, verweilten bereits auf dem Burghof und erwarteten dort den Zug der kostümierten Künstler. Der gesamte Burghof war ebenfalls malerisch geschmückt und über der königlichen Loge war ein prachtvoll wirkenden Thronhimmel errichtet worden. Den Mittelpunkt bildete der Kurfürst von Sachsen, seine Gemahlin und der kurfürstliche Hof. Zu beiden Seiten hatten Künstler und Gelehrte Platz genommen. Im weiteren Kreise standen Bürger und Landsknechte in Kostümen aus dem 15. und 16. Jahrhunderts.
Die künstlerische Schau-Vorstellung begann mit den Klängen der Fanfaren und des feierlichen Marsches aus den Ruinen von Athen. Auf den Burghof fuhr ein Triumphwagen mit dem Genius der bildenden Kunst und den Personen der Malerei, Bildhauerei und Baukunst. Der Genius eröffnete den Reigen aus Versen und Gedichten auf die „Kunst und den deutschen Künstlerschaaren“. Danach kam Arnold von Westphalen selbst zu Wort, welcher von einem Baumeister dargestellt wurde. Er sprach über den einstigen Schlossbau von Meißen, ebenfalls in Reimen. Zwischen den einzelnen Darbietungen, welche meist auf einem geschmückten Motiv-Festwagen vorgetragen wurden, gab es eine musikalische Einstimmung und Fanfarenklänge. Die Winzer und Winzerinnen der Stadt wurden von einem Ratsherrn begleitet, als sie den königlichen Ehrengästen und den Künstlern die Festgabe der Stadt Meißen, ein Fass Wein, präsentierten. Dazu wurde wieder in Reimen gesprochen.
Also, unserer Pflicht zu genügen, / Sind wir hinab in den Keller gestiegen, / Und haben, der Stadt zu Lieb‘ und Ehr‘, / Geprobt, welch Fass das beste wär‘, / Und als wir das mühsam ausgefunden, / Haben wir’s sorgsam wieder verspunden, / Und hab ich den Auftrag übernommen, / Es zu bieten als Willkommen.
So bring‘ ich denn von unserm Besten, / Der mag wohl munden Deinen Gästen, / Und bitte Dich, gnädiger Fürst, mit Gunst, / Trink ihn auf’s Wohl der deutschen Kunst! (Auszug)
Ein riesiger Pokal gefüllt mit Wein wurde daraufhin dem Kurfürsten von einem Pagen gereicht. Der Kurfürst erhebt den Pokal und trank auf das Wohl der deutschen Kunst.
Nach Abzug des Winzerwagens vom Burghof, welcher erneut von Winzerinnen und Winzern begleitet wurde, gab es noch ein Turnier der besonderen Art. Zum Gaudium der Gäste hatten sich dazu zahlreiche Meißner Bürger als Ritter verkleidet und waren mit „umgeschnallten“ Pferde-Attrappen und mit der Lanze in der Hand auf dem Burghof erschienen. Das Künstlerfest endete am Abend mit einer stimmungsvollen Beleuchtung von Albrechtsburg und Dom.[1]
Literatur
- Das Costümfest in Meissen. In.: Deutsches Kunstblatt – Organ für die gesamten Interessen der bildenden Kunst, 4. Festnummer zur 25jährigen Jubelfeier der Deutschen Kunstgenossenschaft, Dresden, 1. Jahrgang, 17. September 1881.
Einzelnachweise
- ↑ Das Costümfest in Meissen. In.: Deutsches Kunstblatt – Organ für die gesamten Interessen der bildenden Kunst, 4. Festnummer zur 25jährigen Jubelfeier der Deutschen Kunstgenossenschaft, Dresden, 1. Jahrgang, 17. September 1881, S. 1 bis 6. Digitalisat der SLUB Dresden