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Ein Kettendampfer auf der Elbe.
Eine Prinzip-Skizze von 1869.
Ein Stück Kette die in der Elbe verlegt war.
Ein Kettendampfer am Winterhafen.
Ein Kettendampfer in Dresden um 1898.

Die Kettenschifffahrt auf der Elbe wurde offiziell am 1. November 1869 eröffnet. Der Meißner Warenumschlag an der Schiffsanlegestelle am Martinsplatz und später auch am Elbkai profitierten nicht unerheblich von dieser Neuerung.[1]

Geschichte

Die Kettenschifffahrt fand ihre ursprüngliche Anwendung bisher nur an solchen Stellen, wo die gewöhnlichen Mittel zum Passieren starker Stromschnellen nicht ausreichend war. Dazu wurde in der Linie des Fahrwassers auf dem Flussbett eine Kette versenkt. Erste Versuche gab es dazu bereits 1732 in Frankreich.

Das Prinzip

Der sogenannte Kettendampfer besitzt vorn und hinten einen Ausleger von denen mittels einer Rolle die vorweg aus dem Flussbett emporgehobene Kette auf das Schiff gelangt und zu den beiden Trommeln auf dem Mittelschiff geführt wird. Die Trommeln werden dabei von der Dampfmaschine an Bord des Schiffes angetrieben. Die Trommeln sind mit einer Bremsvorrichtung ausgestattet, welche zeitgleich auch ein Abbremsen der Fahrt ermöglichte. Zudem sind die Trommeln mit entsprechenden Führungsrinnen versehen, um welche die Kette mehrmals gewickelt wird. Anschließend gleitet die Kette wieder durch die Rollen am hinteren Ausleger in das Flussbett zurück. Die beidseitigen Ausleger sind dabei drehbar gelagert. Damit waren die Kettendampfer in der Lage die Kette selbst nach rechts oder links zu verlegen und so nach Belieben auszuweichen oder die Kette dem mit dem Wasserstand wechselnden Fahrwasser anzupassen. Gesteuert wurden die Dampfer mit zwei Steuer. Ein Steuer vorn und ein Steuer hinten. Ausgeübt wurde die Steuerung allerdings nur von einem Punkte aus. Die beiden Steuer bewirkten dabei keine gewöhnliche Drehung, sondern lediglich ein paralleles „Zurseiteschieben“ des Schiffskörpers. Der Kettendampfer konnte nicht wenden und fuhr nur vorwärts oder rückwärts. Zunächst konnten sich auch zwei Kettenschiffe nicht ausweichen und aneinander vorbeifahren.

Betrieb

Auf der Strecke zwischen Magdeburg und Dresden sollte die Kette in neun Strecken unterteilt sein und jede Strecke sollte dabei durch ein besonderes Kettenschiff befahren werden. Der erste Dampfer sollte also nach einer bestimmten Strecke die gezogenen Schleppkähne an einen zweiten Kettendampfer abgeben. Dieser befuhr nun seinen Streckenabschnitt und gab die Schleppkähne an den dritten weiter. Jeder Dampfer kehrte nach der Übergabe wieder an seine Anfangsstation zurück. Damit war ein fahrplanmäßiger Dienst möglich. Ob man jedoch tatsächlich so verfuhr ist leider nicht bekannt. Eine Berechnung gab an, dass zum Beispiel die Strecke von Magdeburg bis Dresden (39 Meilen) in 52 Stunden und von Hamburg bis Dresden (80 Meilen) in 107 Stunden zu bewältigen sei. Man stellte damals fest, dass diese „Raschheit“ von einem Raddampfer nicht annähernd erreicht wird und die Eisenbahn das Tempo kaum überbieten kann.

Besondere Vorteile der Kettenschifffahrt

Man gab 1869 auch noch einige Sicherheits-Vorteile an. Demnach sollte die Kette dem Schiff auch bei erhöhter Geschwindigkeit genügend Halt bieten, um das Fahrzeug bei Unwetter sicher zu steuern und Untiefen auszuweichen. Eine wesentliche Hilfe sollte die Kette auch bei der Talfahrt und des Bugsierens durch Brücken bieten. In dieser Zeit kam es immer wieder zu Unfällen bei denen stromab fahrende Schiffe gegen Brückenpfeiler prallten und dabei Menschenleben und wertvolle Fracht verloren ging. Als weiteren Vorteil der Kettenschifffahrt gab man den Wegfall der Leinpfade an, welche damals dem Staate bedeutende Kosten verursacht haben. Als Leinpfad bezeichnete man einen Pfad neben einem Fluss, von dem aus Menschen oder Tiere die Schiffe mittels einer Zug- oder Trödelleine stromaufwärts zogen.

Auch das Personal eines Schleppkahnes konnte auf zwei Personen gesenkt werden. Ein Schleppkahn brauchte nun keine Masten und Takelage mehr und das Niederlegen der Masten vor Brücken fiel ebenfalls fort.

Kosten

Folgender Kosten-Überschlag von 1869 ist bekannt. Zitate:

  • Kettendampfer: Die Strecke von Magdeburg bis Schandau hat 45 Meilen Länge des Fahrwassers. Auf derselben sollen 10 Dampfer vorgesehen werden, so dass 9 derselben zwischen Magdeburg und Dresden je eine Strecke von 4⅓ Meilen zugetheilt erhalten. Die Kosten eines vollständig equipirten Schiffes von 60 Pferdekraft betragen 25 000 Thaler.
  • Kette: Eine Kette von ⅞ zölligem besten Rundeisen verfertigt, welche bei dreifacher Sicherheit eine Tragkraft von 12 500 Pfund entspricht, wiegt pro Fuss 7,1 Pfund, pro Meile also 1705 Ctr.

Bedenken und Lösungen

Es gab in dieser Zeit auch einige Bedenken, welche sich gegen die Kettenschifffahrt aussprachen. Ein eventuelles Versanden der Kette, welche den Betrieb stören könnte oder gar das Zerreißen der Kette, wurden immer wieder angesprochen. Allerdings konnte man die Bedenken zerstreuen. War später tatsächlich eine Versandung der Kette eingetreten, so fuhr man das Kettenschiff, ohne Belastung mit Schleppkähne, die versandete Strecke entlang und hob die Kette aus der Sanddecke heraus.

Die Möglichkeit, dass die Kette reißt, lag ebenfalls immer vor. Trat ein Kettenbruch ein, so wurden die Schiffe eines Schleppzuges lediglich noch etwas vorwärtsgetrieben. Ein Auflaufen war allerdings weniger zu befürchten. Nach einem entsprechendem Dampfsignal wurde sofort auf den Schleppkähnen der Anker geworfen. Das gebrochene Kettenglied konnte sofort auf dem Kettendampfer durch ein Reserveglied ersetzt werden. Auch für die bisher in der Elbe querliegenden Fährketten der Elbfähren fand man eine Lösung. Der Übergang über eine solche querliegenden Kette dauerte später nur noch einige Minuten.[2]

Literatur

  • Königreich Sachsen: Prospect für die Ketten-Schleppschifffahrt auf der Ober-Elbe von Magdeburg bis Schandau, Druck von E. Blochmann & Sohn, Dresden, 1869.
  • Günter Naumann: Stadtlexikon Meißen. Sax–Verlag, Beucha 2009, ISBN 978-3-86729-013-5

Einzelnachweise

  1. Günter Naumann: Stadtlexikon Meißen, Sax-Verlag, 2009, S. 72 und 73.
  2. vergleiche dazu, Königreich Sachsen: Prospect für die Ketten-Schleppschifffahrt auf der Ober-Elbe von Magdeburg bis Schandau, Druck von E. Blochmann & Sohn, Dresden, 1869, S. 1 bis 24.