Jacobiwerk
Der erste gegründete Industriebetrieb im Stadtteil Meißen Triebischtal war das Jacobiwerk. Im Jahre 1834 erwarben die Gebrüder Carl und Franz Ludwig Jacobi die alte Lederwalke unterhalb der Hohen Eifer und bauten diese zur Eisengießerei und Maschinenfabrik um.
Geschichte
Am 9. Juli 1835 war die Inbetriebnahme der Eisengießerei. Um 1840 beschäftigte man dort bereits bis zu 70 Arbeiter. Vom 9. Dezember 1890 bis zum 18. Oktober 1949 wurde die heutige Ossietzkystraße als „Jacobistraße“ geführt.
1897 erfolgte die Umwandlung der Meissner Eisengießerei und Maschinenfabrik in die Jacobiwerk Actiengesellschaft. Durch einen Patent-Prozess der 1907 mit einem Vergleich endete hatte das Unternehmen große Verlusten hinnehmen müssen. Im Jahre 1909 erfolgte die Liquidation sowie der Verkauf der gesamten Werksanlagen an die Dresdner Gasmotorenfabrik AG vormals Moritz Hille (Hille-Werke). Die Fabrik im Triebischtal wurde jetzt als Zweigwerk der Hille-Werke unter dem alten Firmennamen Jacobiwerk Meißen weitergeführt. Das Jacobiwerk war an das Verkehrsnetz der Meißner Güterstraßenbahn angeschlossen und hatte dadurch Anschluss zur Eisenbahn (Regelspur und Schmalspur) sowie den Schiffsverkehr auf der Elbe.
Um 1920 wurden dort Werkzeugmaschinen, Lastkraftwagen sowie Omnibusse hergestellt. Im Jahre 1929 haben die Hille-Werke das Zweigwerk aufgegeben und geschlossen. Ab 1936 Abriss der Fabrikanlagen und die Sprengung von drei Schornsteinen sowie der großen Werkhalle. 1940 Verkauf vom Gelände an die Zuckerfabrik Gebrüder Langelütje Meißen die dort Futtermagazine für Heu und Stroh aufstellte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg legte man auf dem Gelände zunächst 45 Kleingärten an die man vorrangig an Betriebsangehörige der Zuckerfabrik Elbdom Meißen vergab.[7] An dieser Stelle entstand ab 1954 eine Wohnsiedlung. Letztes Gebäude vom ehemaligen Jacobiwerk war bis 1988 das alte Pförtnerhaus welches bis zum Abriss noch als Annahmestelle für Altstoffe genutzt wurde. Auf dem Nikolaifriedhof befindet sich die Grabstätte der Familie Jacobi.
Produkte
Hergestellt wurden Eisenkonstruktionen wie Brücken, Fabrikbauten, Fabrikhallen, Dächer, Dampfkessel, Dampfmaschinen, Kanaldeckel und Ausrüstungsgegenstände für Ziegeleien. Im Stadtbild von Meißen kann man noch heute gusseiserne Kanaldeckel mit der Aufschrift „Jacobi Meissen“ finden. Aber auch der eiserne Sockel für die Figur von König Heinrich I. vom Heinrichsbrunnen, stammt vom Jacobiwerk. Man baute zum Beispiel 1888 den gesamten Stahlüberbau von zwei Viadukten der neuen Bahnstrecke Annaberg-Buchholz–Schwarzenberg. 1896 gab es hier 389 Beschäftigte. Im Geschäftsjahr 1901/02 erreichte das Unternehmen bereits einen Umsatz von 1.842.880 Mark.[1]
Literatur
- Ute Sieberth: Ein Kapitel Meissner Industriegeschichte — Das Jacobi-Werk zu Meissen. Zeitschrift für Unternehmensgeschichte [1], S. 254-264, 1992.
- Günter Naumann: Meißner Chronik 1989–1996. Gedruckt im Auftrage der Kreissparkasse * Meißen, Druckerei Thieme Meißen, 1996.
- Günter Naumann: Stadtlexikon Meißen. Sax–Verlag, Beucha 2009, ISBN 978-386729-013-5.
Einzelnachweise
- ↑ Günter Naumann: Stadtlexikon Meißen. Sax, Beucha 2009, S. 141 u. 142.