Ernst Otto Horn


Ernst Otto Horn (* 4. Dezember 1880 in Meißen; † 7. Mai 1945 in Meißen) war ein Weingroßhändler, Hoflieferant, Sammler, und Publizist in Meißen. Er war der Sohn von Henriette Emma Horn und Otto Horn.
Leben
Ernst Otto Horn verbrachte eine finanziell gut abgesicherte Kindheit in Meißen. Die Geschäfte seiner Eltern, die Mutter war gleichzeitig Teilhaberin des Weingeschäftes, liefen gut. Am 4. März 1881 wurde sein Vater durch König Albert zum Königlichen Hoflieferanten ernannt. Horn besuchte ab 1887 die höhere Bürgerschule (Rote Schule) in Meißen. Er wechselte vier Jahre später zur Realschule mit Progymnasium am Neumarkt. Ostern 1896 verließ Ernst Otto Horn die Schule mit dem Reifezeugnis. Es folgte eine kaufmännische Ausbildung in Dresden. Trotz des frühen Todes seines Vaters mit 53 Jahren im Jahre 1898, setzte er seine Ausbildung fort. Die Firma vom Vater wird nun allerdings in eine Offene Handelsgesellschaft umgewandelt und seine Mutter übernimmt die Geschäfte. Es folgten einige Jahre der Wanderschaft durch Deutschland, Frankreich, Spanien, Österreich und Italien. Ernst Otto Horn war in diesen Jahren bestrebt, sein Wissen im kaufmännischen Bereich, auf dem Spezialgebiet Weinhandel, zu erweitern.
Wanderschaft durch Europa und Militärdienst
Horn erwarb sich Spezialkenntnisse beim Weinanbau und als Kaufmann. Sehr oft war er auf seiner Wanderschaft daher als Küfer angestellt. In dieser Zeit bekam Horn erste Kontakte zur Kunst und Numismatik. Oft war er beeindruckt von den großen Preismedaillen, welche einige Winzer, für ihre Weine, auf den verschiedensten Gewerbeausstellungen erhalten hatten und nun präsentieren konnten. Im Jahre 1904 trat Horn als Teilhaber in das übernommene Geschäft seiner Mutter ein. Für Horn folgte der Militärdienst, welchen er bei den Königlich-Sächsischen Schützen als Füsilier absolvierte. Er diente im Regiment Nr. 108, wurde allerdings nach einer Verletzung vorerst felddienstuntauglich und aus dem Dienst als Reserveoffizier entlassen.
Horn widmete sich nun verstärkt den heimischen Geschäftsbetrieben. Die Mutter hatte die Bäckerei und Konditorei des Vaters inzwischen verpachtet und das Vermögen der Familie durch den Ankauf von Grundstücken in Meißen kontinuierlich erweitert.
Horn der Meißner Sammler und Geschäftsmann
In dieser Zeit beginnt Horn mit dem Aufbau einer Sammlung von Kunstgegenständen, vor allem Münzen und Medaillen, den er über viele Jahre ohne einen erkennbaren Schwerpunk und breit gefächert, weiter betreibt. In die Sammlung werden unter anderem Gemälde, Uhren, Plastiken, Grafiken und immer wieder Münzen, mitunter scheint es fast, wahllos aufgenommen. Die Sammlung hatte keine Struktur. Dabei entsteht aber auch eine der wohl bedeutendsten privaten Universalsammlungen in Deutschland. Er engagiert sich besonders in seiner Heimatstadt Meißen, er wird Mitglied im Vorstand des Weinbauvereins, arbeitet im Verein zur Förderung des Fremdenverkehrs, tritt 1917 dem Geschichtsverein bei und wird 1920 Vorstandsmitglied des Museumsausschusses von Meißen.
Im Jahre 1907 erwirbt Otto Horn als Kaufmann die Bürgerrechte der Stadt Meißen. Der systematische Ausbau des Geschäftes und auch die Ausweitung der Geschäftsfelder werden durch Horn erfolgreich vorangetrieben. Er erwirbt eine Likörfabrik am Baderberg 2, betreibt eine Kelterei und im Jahre 1908 übernimmt er die Kollektion der Königlichen Lotteriedirektion sowie die Königliche Altersrentenbank.
1912 erwirbt Horn die Weingaststätte Winkelkrug in Meißen, die wie die Weinstuben in der Elbstraße von einem Pächter betrieben werden. Dazu wird ihm noch vom Sächsischen Fiskus die Geschäftsstelle der Königlichen Brandversicherungskammer, Abteilung Mobiliar-Versicherung übertragen. Die geschäftlichen Erfolge, aber auch sein erworbenes Fachwissen im Weinanbau, verschaffen ihm einen guten Ruf in der Öffentlichkeit.
Er selbst vertritt im Jahre 1913 als Sachverständiger das Königreich Sachsen bei den Verhandlungen über ein neues Weingesetz im Reichsgesundheitsministerium. Im Ersten Weltkrieg dient er nun als Leutnant und Adjutant im Ersatz-Bataillon des Infanterie-Regiments Nr. 178 in Kamenz. Seine Mutter übernimmt in dieser Zeit erneut die Führung der Geschäfte.[1][2] Am 15.Oktober 1918 wird Ernst Otto Horn nach entsprechenden Anträgen, auch von seiner Mutter, durch König Friedrich August III. das Prädikat „Hoflieferant Seiner Majestät des Königs“ verliehen.
Seine Liebe zum Wein zeigt er besonders in seiner Freizeit und ist als Ritter „Most der Geklärte“ ein treues Mitglied bei den Sippungen der Meißner Schlaraffia. Im öffentlichen Leben gehörte er immer zur gehobenen gesellschaftlichen Schicht, er reist viel und verfasst Berichte über seine Reisen nach Marokko, Tunesien und Ägypten. Trotz seiner zielstrebigen Geschäftstüchtigkeit bleibt er als Sammler allerdings lange ein Dilettant, da er noch immer ohne konkrete Ziele zu verfolgen alles sammelt was für ihn selbst selten, gut und teuer ist. Erst als Mitglied der Numismatischen Gesellschaft in Dresden, bekommt er, wohl auch durch den Einfluss dortiger Mitglieder, einen zielorientierten Blick zur Numismatik und baut auch hier sein Wissen aus. Der Münz- und Medaillensammlung widmet er nun seine besondere Aufmerksamkeit und erweitert sie um viele Stücke. Ein erster Katalog über die Münzen und Medaillen der Porzellanmanufaktur Meißen mit dem Titel Die Münzen und Medaillen aus der Staatlichen Porzellanmanufactur zu Meissen, wird von Horn mit entsprechenden Abbildungen zusammengestellt und erscheint 1923. Heute ist dieser Katalog eine Rarität.
Seine Grafik-, Gemälde- und Fotosammlung vervollständigt er in dieser Zeit in Bezug auf seine Heimatstadt Meißen. Dabei kommt es ihm vermutlich mehr auf die geschichtlichen Aussagen und weniger auf künstlerischen Wert an. Anfängliche finanzielle Interessen sowie ein kontinuierlicher Wertzuwachs stehen nun offenbar nicht mehr im Vordergrund. Zahlreiche Schenkungen, welche die Akten des Geschichtsvereins Meißen belegen, lassen die ausgeprägte Liebe zu seiner Heimatstadt spüren.
Im Jahre 1937 zog sich seine Mutter endgültig aus dem Geschäft ins Privatleben zurück. Vor und während des Zweiten Weltkrieges wird sich Ernst Otto Horn in keiner Weise politisch positionieren, seine gesamte Aufmerksamkeit widmet er dem Geschäft und seinen Sammlungen. Zusammen mit seinen engen Freunden, dem damaligen Stadtarchivar Helmuth Gröger und dem Kunsthistoriker August Wilhelm Walter Hentschel, versucht er nun seine Münzsammlung übersichtlich zu ordnen und zu katalogisieren. Als seine Mutter im Jahre 1943 stirbt, zerbricht gleichzeitig das Band einer langjährigen geschäftlichen Partnerschaft und nicht nur die familiäre Bindung.[3]
Ernst Otto Horn löst die bestehende Offene Handelsgesellschaft auf und verfasst ein umfangreiches Testament. Dieses Testament beinhaltete 63 Punkte. Eine eigene Familie hatte er bisher nicht gegründet, allerdings lebte er mit der Haushälterin Minna Wolf schon einige Zeit in einer vergleichbaren eheähnlichen Verbindung. Er lebt nun größtenteils zurückgezogen auf seinem Grundstück auf dem Plossen und hilft hin und wieder in den von ihm verpachteten Gaststätten aus.
Mit dem nahenden Kriegsende und der Bombardierung Dresdens im Jahre 1945, wuchs unter der Meißner Zivilbevölkerung und offenbar auch bei Horn, die quälende Angst vor einem Luftangriff auf Meißen. Zusätzlich sorgte die Sprengung der Meißner Elbbrücken für Verwirrung bei den Menschen. Die allgemeine Unsicherheit, welche überall unter den verbliebenen Menschen von Meißen Verzweiflungstaten auslöst, muss auch ihn erfasst haben. Bis zum Mai 1945 erhält sein Testament noch drei Nachträge und vier Zusätze. Die wichtigsten Punkte bleiben allerdings unberührt und werden von Horn nicht abgeändert. In seinem Vermächtnis übereignet er einer nach seinen Eltern benannten Stiftung einen Großteil seines Vermögens. Es handelt sich dabei um die nach seinem Tod zu gründende Otto-und-Emma-Horn-Stiftung. Am 7. Mai 1945 wählt er im Haus Plossenweg 4 in Meißen, zusammen mit seiner Haushälterin Minna Wolf den Freitod.
In dieser Zeit umfasste nur allein die Münz- und Medaillensammlung (Sammlung Horn), einschließlich der historischen Siegel, einen Bestand von ca. 65.000 Objekten!
Die Urne von Ernst Otto Horn wurde am 19. November 1945 in der Familiengrabstätte der Familie Horn, auf dem Stadtfriedhof Meißen beigesetzt.[4]
Literatur
- Akte im Hauptstaatsarchiv Dresden, 10711 Ministerium des Königlichen Hauses, Loc. 25, Nr. 38, Band 35.
- Otto Horn: Die Münzen und Medaillen aus der Staatlichen Porzellanmanufactur zu Meissen, Verlag Karl W. Hiersemann, Leipzig 1923.
- Günter Naumann: Stadtlexikon Meißen, Sax-Verlag, 2009, ISBN: 978-3-86729-013-5.
- Reiner Graff: Otto Horn-Kontraste um einen Meißner Universalsammler, Vortrag vom 9. September 2018 im Krematorium Meißen, Eigenverlag, 2018.
Einzelnachweise
- ↑ Eigenhändiger Lebenslauf von Ernst Otto Horn vom 22. Juni 1914 (Bestandteil der Hoflieferanten-Akte).
- ↑ Brief an das Ministerium des Königlichen Hauses Dresden von Henriette Emma Horn am 6. Februar 1918 (Bestandteil der Hoflieferanten-Akte).
- ↑ Günter Naumann: Stadtlexikon Meißen, Sax-Verlag, 2009, S. 255 bis 256.
- ↑ Reiner Graff: Otto Horn-Kontraste um einen Meißner Universalsammler, Vortrag vom 9. September 2018 im Krematorium Meißen, Eigenverlag, 2018.