Die Rennbahn

Als Rennbahn wurde im Volksmund noch bis in die 1970er Jahre hinein ein Abschnitt der Neugasse bezeichnet. Gemeint war damit der Abschnitt zwischen dem Roßplatz und dem Abzweig Nikolaisteg (Straße) bzw. Stiftsweg. Die Strecke hatte dabei nichts mit einer „klassischen Rennstrecke“ für Fahrzeuge zu tun. Die Strecke wurde nur von Fußgängern, auf den beidseitigen Gehwegen der Neugasse zum Spaziergang und vor allem zur Kommunikation genutzt.
Hintergründe
Die zahlreichen Schaufenster der Geschäfte in der Neugasse luden die Meißner schon immer zum Spaziergang ein. Zudem gab es in der Straße zahlreiche Gaststätten, das Kino Filmburg und eine „Eishalle“ in der es nur alkoholfreie Getränke und Speiseeis gab. Ein weiteres Kino (Zentral-Lichtspiele) am Hahnemannsplatz Nr. 3 war ganz in der Nähe.
Es ist nicht überliefert ab wann sich ein Teil der Neugasse zur sogenannten „Rennbahn“ entwickelte. Es ist allerdings anzunehmen, dass mit der Eröffnung der „Filmburg“ im Jahre 1930, sich auch mehr Personen an den Wochenenden in der Neugasse einfanden. Bevor die Kino-Vorstellung begann traf man Freunde und ging Spazieren.
Vor allem bei Jugendlichen war die „Rennbahn“ äußerst beliebt. Man flanierte dabei schon am Nachmittag – oftmals stundenlang – die Strecke zwischen Roßplatz und Nikolaisteg, zu Zweit oder auch in kleineren Gruppen entlang. Dort wechselte man die Gehwegseite und spazierte wieder zurück zum Roßplatz. Immer im Kreis, Runde für Runde, es galt Sehen und gesehen werden. Unterwegs, gerade dann, wenn man Bekannten und Freunden begegnete, wurden die aktuellen Neuigkeiten ausgetauscht oder man verabredete sich zum Kinobesuch. Besonders an Feiertagen oder am Wochenende herrschte ein emsiges Treiben auf der „Rennbahn“. So manche Freundschaft wurde auf der Rennbahn geschlossen.
Mit Beginn der Abendvorstellung in den Kinos leerte sich meistens auch die „Rennbahn“ an der Neugasse. Im Winter ging es auf der Rennbahn ruhiger zu. In den Sommermonaten herrschte dagegen stets Hochbetrieb.