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Die Stadtbücherei am Kleinmarkt 5 in Meissen.
Vorderseite vom Medaillen-Los zur Porzellanlotterie.
Rückseite vom Medaillen-Los zur Porzellanlotterie.

Am 16. April 1923 hatte sich der Bücher-Verein-Meißen gegründet. Der gewählte Vorsitzende war der damalige Direktor der Porzellanmanufaktur Meißen, Max Adolf Pfeiffer in der sogenannten Pfeifferzeit. Stellvertreter war der Oberbürgermeister der Stadt Meißen Dr. Max Ay. Als Schriftführer fungierte der Lehrer Max Lungwitz.

Vereinszweck

Es wurde laut Satzung der Zweck verfolgt, für die städtische öffentliche Bücherei, ein entsprechendes Gebäude im Zentrum der Stadt zu schaffen und teilweise mit kostbaren Büchern auszustatten. Außerdem galt es gerade während der Inflation, wo man sich kaum noch ein Buch kaufen konnte, die Bibliotheken zur Erfüllung ihres Bildungsauftrages entsprechend auszustatten und finanziell zu unterstützen.

Um die dafür notwendigen finanziellen Mittel zu besorgen, sollte eine Porzellan-Lotterie veranstaltet werden. Man wollte dazu Lose, als künstlerisch gestaltete Medaillen aus Feinsteinzeug ausgegeben, um damit ein breites Interesse zu wecken. Bereits im Dezember 1923 begann dazu der Losverkauf in ganz Deutschland. Ein weiterer Verkauf von Losen erfolgte im März 1924. Alle Los-Medaillen, hergestellt in Feinsteinzeug oder auch Biskuitporzellan, aus der Porzellanmanufaktur Meißen, sind wahrhafte Kleinkunstwerke. Sie wurden von Meisterhand von Prof. Emil Paul Börner geschaffen.

Die Porzellan-Lotterie

Insgesamt verkaufte man 100 000 Feinsteinzeug Medaillen mit einer per Hand eingeritzten Losnummer. Das Los kostete 3 Goldmark. Alle Gewinne waren Erzeugnisse der Porzellanmanufaktur Meißen. Die Ziehung der Gewinner fand am 15. September 1924 in Dresden, unter Aufsicht von Beamten des Polizeipräsidiums und im Einverständnis der Kreishauptmannschaft Dresden statt. Die eigentliche Auslosung übernahm dabei der „Invalidendank für Sachsen“. Die Liste mit den Gewinn-Losnummern wurde in der Sächsischen Staatszeitung im Amtlichen Teil veröffentlicht.

Laut Verlosungsplan bestanden die Kleingewinne aus Tee-, Kaffee- oder Mokkatassen, Vasen, Bonbonnieren, Aschenbecher, Schalen etc. Die Gewinne waren gegen Vorlage der Los-Medaille vom Hauptlager in Meißen, an den Wochentagen von 9 – 11 Uhr abzuholen. Ein Versand der Preise war ebenfalls möglich. Auf Wunsch erfolgte die Rückgabe der Los-Medaille nach Entwertung derselben. Entwertet wurde mit einem einmaligen waagerechten Schleifstrich durch die gesamte Losnummer. Gewinne die auch acht Wochen nach Ziehung nicht abgefordert wurden, verfielen zugunsten der Lotterie.

Die ausgelosten Preise waren recht dekorativ und natürlich auch wertvoll. Der Hauptgewinn war beispielsweise ein Tafelservice für zwölf Personen, mit grünem Drachenmuster, rot und goldschattiert, im Wert von 1174 Goldmark. Die Porzellan-Lotterie konnte schlussendlich als Erfolg bezeichnet werden, denn das Gebäude der Stadtbibliothek wurde in unmittelbarer Nähe vom Stadtmuseum am Kleinmarkt gebaut. Vom einst geplanten Reingewinn von 90 000 Goldmark hatte die Hochinflation dem Verein nur noch 15 241,15 Reichsmark übriggelassen.[1]

Schon am 20. Februar 1929 übergab M. A. Pfeiffer der Stadt, die ebenfalls vom Bücher-Verein finanzierte Inneneinrichtung der dann am 6. Mai 1929 eröffneten Stadtbibliothek und hob hervor, dass dieses Werk nur durch die Porzellan-Lotterie möglich geworden war. Zudem stiftete der Verein noch einige kostbare Bücher, wie zum Beispiel die Sophien-Ausgabe von Goethes Werken.

Vereinsauflösung

Der Verein hatte damit sein Ziel erreicht, bestand jedoch nach einer Umprofilierung noch weiter als „Büchereibenutzerverein“. Der Betrieb der Bücherei konnte mit den finanziellen Unterstützungen vom Verein auch während der Weltwirtschaftskrise weiter aufrechterhalten werden. Max Adolf Pfeiffer sah jedoch seine Aufgabe erfüllt und trat vom Vorsitz des Bücher-Vereins zurück. Im Jahre 1946 erfolgte dann die Zwangsauflösung des Vereins und am 13. Mai 1948 erfolgte von Amts wegen die Löschung im Vereinsregister.[2]

Literatur

  • Günter Naumann: Stadtlexikon Meißen. Sax–Verlag, Beucha 2009, ISBN 978-386729-013-5.
  • Reiner Graff / Numiscontrol: Emil Paul Börner (1888-1970) – ein besonderer Medailleur der Pfeifferzeit, moneytrend Nr. 9, Österreich, 2018.

Einzelnachweise

  1. Reiner Graff / Numiscontrol: Emil Paul Börner (1888-1970) – ein besonderer Medailleur der Pfeifferzeit, moneytrend Nr. 9, Österreich, 2018
  2. Günter Naumann: Stadtlexikon Meißen. Sax, Beucha 2009, S. 44 und 45.