Die Meißner Originale Asche Karl und Marie.

Asche Karl und Asche Marie hatten die Aufgabe, die überall noch vorhandenen Aschegruben auf den Höfen zu leeren. Eine damals schwere und sehr schmutzige Arbeit. In den Sagen und Geschichten der Meißner Bürger blieb jedoch ihre Gestalt bis heute erhalten.

Die Sage

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts gab es in der Stadt ein recht merkwürdiges Ehepaar, dass sogar den Menschen in der näheren Umgebung ein Begriff war. Im Meißner Stadtbild waren die beiden fast täglich präsent, wenn sie tagsüber nicht gerade leise von Haus zu Haus zogen. Asche Karl und Asche Marie oder auch Asche Mariechen genannt, führten meist noch einen Hund mit sich, der vor ihren kleinen Handwagen gespannt war.

Die Aschegruben auf den Höfen der Stadt mussten von Zeit zu Zeit entleert werden, da es noch keine Aschetonnen gab, die zum Leeren abgeholt wurden. Das Leeren von Aschegruben war dabei die Hauptaufgabe von Asche Karl und Asche Marie. Mit Hilfe einer Leiter und einem Tragekorb stieg Asche Karl in die Grube herab und füllte den Korb mit seiner Schaufel. Dann wurde der Korb geschultert und es ging wieder hinauf. Im Korb war meist Asche aus den Öfen der Häuser, aber auch so mancher andere Unrat. Marie machte inzwischen Akquise für das Geschäft auf der Straße, während Karl in den Aschegruben schaufelte und so manchen kleinen oder auch großen Schnaps vom Hausbesitzer eingeschenkt bekam.

Marie organisierte dabei auch die Termine für anstehende Leerungen von Aschegruben und hatte dabei ihr gut aufgeräumtes Büro im Kopf. Egal wo, Marie war recht beliebt, sie hatte oft einen lustigen Spruch auf den Lippen und trat immer äußerst höflich gegenüber Fremden auf. Böse Worte sparte sie sich für ihren Karl auf. Hatte Karl einige Gruben und dabei auch einige Gläser geleert, dann waren nun die Aschegruben leer und Karl war voll. Meistens war das schon am Mittag der Fall. Doch nun konnte Marie auch sehr böse werden.

Trotzdem amüsierten sich die Leute köstlich, wenn beide am Heinrichsbrunnen saßen. Marie im Schatten auf der Bank und Karl, zum Laufen nun unfähig, saß im Wagen. Der Hund war als Zughilfe mit davor gespannt. Oftmals gab es dann einen Streit zwischen den beiden, da flogen die Fetzen, doch keine zwei Minuten später lagen sie sich in den Armen und schworen unter Tränen die ewige Liebe.

Danach nahm Asche Marie die Deichsel vom Handwagen setzte den Hund zum betrunkenen Asche Karl und zog alle beide laut schimpfend heim. Wo alle drei wohnten, ist leider nicht bekannt. Jung und Alt ergötzten sich jahrelang an Asche Karl und Asche Marie. Man wusste aber auch gleichzeitig, wie wichtig beide doch für die Stadt waren. Eine besondere Ehre gab man den drei Gesellen, als man sie zu Meißner Originale machte und auf einer Ansichtskarte um 1910 abdruckte. Leider ist der Verlag unbekannt geblieben. Allerdings, in den vielen Sagen, welche die Meißner über die lustigen Gesellen erzählen können, leben sie noch bis heute weiter.[1]

Literatur

  • Benno Zeidler: Kleine Parade von Meißner Originalen, Sonderausgabe Tausend Jahre Meißen, Dresdner Nachrichten, 1. Juni 1929. Digitalisat der SLUB Dresden

Einzelnachweise

  1. Benno Zeidler: Kleine Parade von Meißner Originalen, Sonderausgabe Tausend Jahre Meißen, Dresdner Nachrichten, 1. Juni 1929.